Weltgesundheitstag 2023: „Gesundheit für alle“ wird auch beim DRK Darmstadt gelebt
Gesundheitsprogramm für Menschen mit Beeinträchtigungen – sprachlich-kulturelle Unterstützung bei medizinischen Fragen

„Gesundheit für alle“ titelt ein Wegweiser durch das deutsche Gesundheitssystem des Bundesministeriums für Gesundheit. Ebenso lautet das Thema des diesjährigen Weltgesundheitstages, der alljährlich am 7. April ein dringliches Gesundheitsproblem ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit rückt. In der Sozialarbeit des DRK-Kreisverbands Darmstadt-Stadt e. V. (DRK Darmstadt) sind unterschiedliche Projekte daran beteiligt, die Teilhabechancen von Menschen am Gesundheitswesen zu erhöhen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht so ohne Weiteres Zugang dazu haben. Riza Yilmaz, Leiter der Sozialarbeit beim DRK Darmstadt, stellt im Interview die Projekte kurz vor.
Herr Yilmaz, zu den Gesundheitspräventionsangeboten des DRK Darmstadt zählen die Bewegungsprogramme für ältere Menschen. Darunter Gymnastikangebote mit Elementen der Sturzprävention, auch als Online-Kurse. Das klingt zunächst nicht außergewöhnlich. Wie unterscheidet sich das DRK-Angebot von anderen?
Riza Yilmaz: Mit unseren Gymnastikangeboten versuchen wir Menschen zu erreichen, die nicht so leicht erreichbar sind. Dabei spielt nicht allein das Alter eine Rolle, vielmehr auch die individuelle Situation. Manche befinden sich in einer sozialen Notlage und können sich aus Kostengründen kein reguläres Fitnessangebot leisten. Unsere Bewegungsprogramme kosten im Schnitt 2,50 Euro pro Stunde. Da unser Online-Angebot aktuell durch eine Spende von Voltaren gezielt gefördert wird, können wir dies zurzeit kostenlos anbieten.
Dann haben wir Teilnehmerinnen mit körperlichen oder psychischen Einschränkungen, die sich dem DRK anvertrauen. Manche haben aus individuellen Gründen Hemmungen, sich anderen Anbietern zuzuwenden. Wir erreichen die Menschen über Mund-zu-Mund-Propaganda und darüber hinaus über unser Netzwerk. Wir kommen zum Beispiel über unseren Besuchsdienst ins Gespräch. Neben dem geselligen Aspekt ermitteln wir dabei auch immer wieder unterschiedliche Bedarfe der gesundheitlichen Versorgung.
Welche Ausbildung haben Ihre Kursleitungen?
Unsere Kursleitungen sind meist Quereinsteigerinnen. Diese bringen mitunter bereits Qualifikationen des Deutschen Sportbundes mit oder anderweitige Kompetenzen wie ein Sportdiplom oder langjährige Erfahrung in der Erwachsenensportpädagogik. Die Leitungen durchlaufen dann entweder einen kompletten DRK-Ausbildungskurs oder einzelne Module. Eine regelmäßige Fortbildung ist selbstverständlich. Bei unserem Online-Gymnastikkurs unterstützt uns zusätzlich eine ehrenamtliche EDV-Patin. Sie hilft Interessenten beim Umgang mit dem digitalen Angebot. Bei Bedarf verleihen wir auch mobile Endgeräte. Eine unserer hochbetagten Teilnehmerinnen – sie ist bereits 90 Jahre alt – wird von ihrem Sohn unterstützt. Unsere Kursleiterinnen sind sehr fürsorglich und einfühlsam. Sie holen die Teilnehmerinnen dort ab, wo sie mit ihren Möglichkeiten stehen.
Über Ihr Gesundheitsprogramm hinaus helfen Sie beispielsweise aktiv in der Vermittlung medizinischer Fragen, wenn es Verständigungsschwierigkeiten aufgrund sprachlicher Barrieren gibt. Wie kann man sich das vorstellen? An wen richtet sich diese Leistung?
Es handelt sich um unsere Sprach- und Integrationsmittlung: ein Kooperationsprojekt unter der Trägerschaft des DRK Darmstadt, das bereits seit 2007 in der Wissenschaftsstadt Darmstadt und seit 2011 im Landkreis Darmstadt-Dieburg gefördert wird und den Institutionen und Einrichtungen der Bereiche Bildung, Gesundheit und Soziales zur Verfügung steht. Unsere Sprachmittlerinnen und Sprachmittler sorgen für eine verständliche und vertrauensvolle Kommunikation zwischen Fachpersonal und Migrantinnen und Migranten. Aktuell decken wir über 30 Sprachen ab. 2022 entfielen rund 50 Prozent der Sprachmittlungseinsätze auf soziale Bereiche, 30 Prozent auf Bildungsbereiche wie Schulen und Kitas, und 20 Prozent auf Gesundheitsbereiche. Von insgesamt 3.182 Einsätzen waren es 674 Einsätze bei Ärzten, in Kliniken und beim Gesundheitsamt.
Wo liegt hier der Vermittlungsbedarf?
Dieser ist sehr vielseitig. Unsere Übersetzerinnen und Übersetzer vermitteln bei Anamnesen, bei der Diagnostik und Abschlussgesprächen. Ein einfaches Beispiel: Ein Patient mit Migrationsgeschichte und geringfügigen Deutschkenntnissen hat Diabetes und muss in der Medikation und in Ernährungsfragen geschult werden. Ohne Übersetzung ist dies nicht möglich. Erfreulicherweise können wir bei unseren Übersetzerinnen und Übersetzern auf hoch qualifizierte Menschen zurückgreifen, darunter beispielsweise ein Chirurg aus Syrien und eine Psychologiestudentin mit somalischen Wurzeln. Von allen Institutionen, einschließlich der Gesundheitsbereiche, erhalten wir die Rückmeldung, wie wertvoll diese Arbeit ist. Denn ohne diese Vermittlung kann in der Regel keine Beratung und medizinische Hilfe erfolgen.