Hessische Sozialministerin Hofmann übergibt Fördermittel des Landes für zweite AVB in Darmstadt
Behördenunabhängige Asylverfahrensberatung des DRK Darmstadt – Verständnisförderung und Hilfe, Rechte und Pflichten wahrzunehmen
Zu den Grundsätzen des Roten Kreuzes zählt es, im Zeichen der Menschlichkeit Schutzsuchenden zu helfen. In Darmstadt führt der DRK-Kreisverband Darmstadt-Stadt e.V. seit 2023 im Auftrag des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) eine behördenunabhängige Asylverfahrensberatung (AVB) durch, gefördert durch Bundesmittel. Die Beratungsstelle befindet sich in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete Darmstadt Standort Kelley-Barracks. Das Beratungsangebot ist nur für die dort untergebrachten Schutzsuchenden zugänglich. Da es allerdings auch Beratungsbedarf in der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in der ehemaligen Starkenburg-Kaserne gibt, wurde im August eine weitere AVB-Stelle eröffnet. Die Fördermittel hierfür wurden vom Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales (HMSI) zur Verfügung gestellt. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde hat Sozialministerin Heike Hofmann die Förderung symbolisch an das DRK Darmstadt übergeben.
„Die AVB steht allen Schutzsuchenden und Asylantragstellenden offen. Dabei wird in Einzelgesprächen die individuelle Situation berücksichtigt. So können wir sicherstellen, dass die Antragstellenden über Sinn und Ablauf des Asylverfahrens informiert sind und währenddessen unabhängig beraten werden. Ich danke dem DRK und den Beschäftigten für ihren wichtigen Beitrag zum Gelingen fairer und transparenter Verfahren“, sagte die Staatsministerin.
„Wir freuen uns, dass wir mit der zweiten AVB-Stelle zur Entlastung zivilgesellschaftlicher Aufgaben beitragen können, indem wir Schutzsuchende bei ihrer Aufnahme beratend begleiten. Unser Dank gilt dem Hessischen Sozialministerium, das den Handlungsbedarf erkannt und entsprechende Fördermittel bereitgestellt hat“, hob Benjamin Heier, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands, hervor. „Das DRK Darmstadt bringt die langjährige Expertise und ein umfassendes Netzwerk mit, die für die AVB notwendig sind“, so Bettina Kratzer, Referentin Soziale Arbeit mit Geflüchteten, Bereich Gesundheit und Soziales im DRK-Landesverband Hessen.
AVB gestaltet Asylverfahren effizienter
Mithilfe der AVB können sich Asylverfahren verkürzen und die Qualität der Entscheidungen verbessern. Sie richtet sich an Menschen, die sich im Asylverfahren befinden oder bereits eine Ablehnung erhalten haben. Aussichtslose Asylverfahren können durch eine AVB vermieden werden. Die Beratungsstelle unterstützt die Schutzsuchenden dabei, das Asylverfahren zu verstehen und ihre Rechte sowie Pflichten wahrzunehmen. Es gilt außerdem, besondere Schutzbedarfe zu identifizieren, um diese bereits im behördlichen Verfahren zu berücksichtigen. So soll Schutzsuchenden ein faires und effizientes Asylverfahren zuteilwerden. 2023 haben bundesweit 200 AVB-Stellen ihre Arbeit aufgenommen. Viele davon sind erst im Laufe des Jahres gestartet. Allein im ersten Jahr wurde bereits rund 34.000 Personen beraten und dabei 1.800 im Asylverfahren zu beachtende besondere Schutzbedarfe ermittelt.
Am Standort Kelley-Barracks wurden 2023 187 Beratungen für 141 Personen,122 Männer und 19 Frauen, durchgeführt. Die meisten Schutzsuchenden stammten aus Afghanistan, Syrien und der Türkei. Schwerpunkte der intensiven Beratungen lagen auf Fragen zum Dublin-Verfahren, der Anhörung des BAMF, auf der Bescheiderläuterung sowie auf möglichen Widerruf- und Folgeverfahren. „Unsere Beratungsfachkräfte besitzen ein hohes Maß an rechtlichen, sozialpädagogischen und psychologischen Kenntnissen. Damit durch sprachliche und soziokulturelle Barrieren keine Missverständnisse entstehen, werden sie von sprachmittelndem Personal unterstützt“, erläutert Benjamin Heier. „Unser Sprachmittlungsteam aus rund 130 Personen deckt zurzeit 32 Sprachen ab.“ In den bislang geführten Beratungen wurden auch Vulnerabilitäten identifiziert. Geflüchtete Menschen und aus ihrer Heimat Vertriebene haben häufig Erfahrung mit Krieg, politischer Verfolgung oder Folter machen müssen. Für eine erste Krisenintervention steht den Schutzsuchenden dann das Psychosoziale Zentrum für Geflüchtete Südhessen (PZGS) beim DRK Darmstadt zur Seite, das je nach Fall an weitere Beratungsstellen weitervermittelt.
„Die Arbeit sogenannter Migrationsdienste gemeinnütziger Organisationen mit ihren Haupt- und Ehrenamtlichen sind das Scharnier, damit Integration gelingen kann. Sie tragen wesentlich dazu bei, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, indem sie den Menschen das Ankommen erleichtern und sie bei ihrem Weg in die neue Gesellschaft begleiten“, sagt Bettina Kratzer.