10 Jahre DRK-Tageszentrum Arheilgen
Tagespflege: Bedeutung und Zukunft in Darmstadt
Das DRK Darmstadt beging jetzt das 10-jährige Jubiläum seines Tageszentrums in Arheilgen für Menschen mit Demenz – in einer dem Geist des Ortes angemessenen sehr persönlichen Atmosphäre in den wohnlichen Räumen in der Wechslerstraße 3. Heike Kasten, Einrichtungsleitung der DRK-Tageszentren, begrüßte Repräsentanten aus dem DRK, Mitarbeiterinnen der Tageszentren in Arheilgen und Eberstadt, Vertreter der Wissenschaftsstadt Darmstadt, aus dem Stadtteil Arheilgen und nicht zuletzt pflegende Angehörige. Außerdem Prof. Dr. Gabriele Kleiner von der EH Darmstadt, die zunächst ein Gespräch mit Annette Schlindwein moderierte, einer pflegenden Tochter, und später die Talkrunde, an der zusätzlich Darmstadts Sozialdezernentin Barbara Akdeniz teilnahm, Jürgen Frohnert als Geschäftsführer des DRK Darmstadt sowie Brigitte Harth vom DemenzForum Darmstadt.
Gesellschaftliche Bedeutung
Heike Kasten führte ins Thema ein: Die Zahl der Demenzerkrankungen nimmt weiter zu, Familien und Angehörige benötigen Unterstützung, Begleitung und zuverlässige Ansprechpartner. Im DRK-Tageszentrum Arheilgen werden seit über 10 Jahren tageweise Menschen mit beginnender bis mittelschwerer Demenz betreut und gepflegt. Ein Fahrdienst übernimmt die Hin- und Rückfahrt innerhalb des Stadtgebietes. Pflegende Angehörige können sich in dieser Zeit erholen, eigene Termine wahrnehmen und sich mit allen Fragen und Nöten an das Tageszentrum wenden. Die Arheilger Einrichtung ist von Montag bis Freitag von 8 Uhr bis 16.30 Uhr für 13 Tagesgäste geöffnet. Hier wird Tagesstruktur geboten, geselliges Beisammensein und ganz normaler Alltag. In Darmstadt liegt die Zahl der Betroffenen bei rund 2.500 Menschen, also unter 2 Prozent. Bis 2030 wird ein Anteil an der Gesamtbevölkerung von 3,6 Prozent erwartet. Das Arheilger Tageszentrum ist gut vernetzt im Stadtteil, in den letzten zehn Jahren wurde es von 160 Tagesgästen besucht.
In den folgenden Beiträgen wurde die Brisanz des Themas gesamtgesellschaftlich und auch in Darmstadt vor Ort klar. „Jeder wünscht sich doch, zu Hause alt zu werden und sterben zu können“, so Prof. Dr. Gabriele Kleiner. Menschen mit Demenz zu Hause zu pflegen sei vor allem eine Herausforderung für die Angehörigen. Für Annette Schlindwein war es ein großer Einschnitt als sie erkannt hat, dass Mutter und dann Vater dement werden. „Jedesmal wenn die hier sind, kann ich durchatmen“. Sie wünscht sich mehr Aufklärung für Ärzte und Personal wie man mit Dementen kommuniziert. Respekt und Intuition seien gefragt. Und schließlich: „Strukturen sind wichtig, mein Vater blüht hier richtig auf“.
Bedarf in Darmstadt
Die Pflegebedarfsplanung der Wissenschaftsstadt Darmstadt zeige einen hohen Bedarf, so Stadträtin Barbara Akdeniz, bis 2025 sollen 68-118 Tagesplätze geschaffen werden, unter anderem im neuen Wohngebiet der Cambrai-Fritsch-Kaserne: „Die Bedarfsplanung ist die Basis und geht jetzt in die Umsetzung. Das ist politisch gesetzt“. In Arheilgen gibt es derzeit eine Warteliste von 30 Personen mit einer Dauer von acht Monaten. Für Jürgen Frohnert hängt es oft an geeigneten Räumlichkeiten. Es sei ein Riesenglück gewesen, im Arheilger Objekt des Bauvereins diese bauliche Struktur vorzufinden. Neben den Tageszentren in Arheilgen und Eberstadt sei eines in Weiterstadt verwirklicht worden und eines in Modau geplant. Ein Kranichsteiner Projekt ziehe sich seit 2014 hin, werde aber jetzt im Zusammenhang mit der Erweiterung eines Hochhauses im Erdgeschoss verwirklicht. Schon lange wird ein Angebot in der Innenstadt gesucht, jetzt wolle man auf einer Parkfläche beim DRK in der Mornewegstraße eine bauliche Lösung schaffen. Auch Brigitte Harth unterstrich den steigenden Bedarf: „Bei rund 350 Beratungen im Jahr empfehlen wir fast immer die Tagespflege“.
Alle waren sich einig, dass es nicht alleine um die Entlastung der Angehörigen geht, sondern auch um die Förderung der Menschen mit Demenz. „Meine Mutter ist stolz auf die selbstgekochte Marmelade“, nach der Anregung im Tageszentrum habe sie mit ihrer Mutter auch zu Hause die Weihnachtsdeko aufgehängt, so Annette Schlindwein. Stadträtin Barbara Akdeniz möchte auch das stationäre Angebot ausgebaut wissen, mit „angedockten“ Tageszentren. Dies sei nicht allein Aufgabe der Stadt, es gebe ja Pflegegesetze, es werde aber stadtseitig unterstützt: „Ein Tageszentrum hilft, das wichtige Politikfeld Älterwerden sozialraumorientiert zu gestalten“. Jürgen Frohnert wies darauf hin, dass der Gesetzgeber hier bessere Finanzierungsmöglichkeiten geschaffen habe, im Tageszentrum Arheilgen gebe es keine Fälle, die vom Sozialamt unterstützt werden müssen. Auf Prof. Dr. Gabriele Kleiners Schlussfrage, ob die relativ gute Finanzierung Anlass zum Optimismus gebe, wünschte sich Annette Schlindwein, „dass dieses Thema seitens der Politik ernst genommen wird, auch noch mehr in Behörden und der Öffentlichkeit“.
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