Katastrophenschutz-Medaillen und Anerkennungsprämien des Landes Hessen
14 ehrenamtliche DRK-Einsatzkräfte für langjähriges Engagement im hessischen Katastrophenschutz geehrt
Menschen im DRK-Katastrophenschutz engagieren sich oft über Jahrzehnte in ihrem verantwortungsvollen Ehrenamt. Das Land Hessen ehrt dies alljährlich mit Katastrophenschutz-Medaillen in Bronze, Silber und Gold sowie mit Anerkennungsprämien bis zu 1.000 Euro. Mitte April wurden im Rahmen einer Feierstunde 14 ehrenamtliche DRK-Einsatzkräfte des DRK-Kreisverbands Darmstadt-Stadt e. V. für ihre besonderen Dienste mit den Ehrenzeichen gewürdigt. Die Ehrung übernahmen stellvertretend Volker Krauß, stellvertretender Rotkreuzbeauftragter, Marcel Büchner Verantwortlicher für das Krisenmanagement und DRK-Kreisbereitschaftsleiter sowie Dr. Martin Hostalek, Vorsitzender des DRK Darmstadt. Eine Katastrophenschutz-Medaille in Bronze für 10 Jahre aktive Dienstzeit sowie eine Anerkennungsprämie von 250 Euro erhielten Marius Borger und Jakob Pfefferle. Anerkennungsprämien in einer Höhe von 400 Euro für 20 Jahre aktive Dienstzeit bekamen Ina Dächert, Christoph Ficher, Sandra Horneff sowie Erik O. Martin. Mit Katastrophenschutz-Medaillen in Silber für 25 Jahre aktive Dienstzeit wurden Melitta Böhm, Anja Kluge und Christiane Ute Sajak ausgezeichnet. Eine Anerkennungsprämie von 600 Euro für 30 Jahre aktive Dienstzeit erhielt Maik Kunze. Dirk Aldenhoff, Jürgen Dächert, Matthias Heß und Bernhard Hofmann wurden mit Katastrophenschutz-Medaillen in Gold sowie mit einer Anerkennungsprämie von jeweils 1.000 Euro geehrt.
„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann – fragt, was ihr für euer Land tun könnt“, zitierte Dr. Martin Hostalek den 35. US-Präsidenten John F. Kennedy. Die ehrenamtlichen DRK-Einsatzkräfte würden diese Aufforderung vorbildlich umsetzen, so der Vorsitzende weiter. Marcel Büchner erinnerte an vergangene, überregionale Einsätze wie die Ahrtal-Hochwasserkatastrophe, die auch die Bereitschaften des DRK Darmstadt alarmiert hätten. Die DRK-Ortsvereine Arheilgen-Wixhausen, Darmstadt-Mitte und Eberstadt stellen fünf Katastrophenschutzeinheiten des Landes Hessen: den 1. Sanitätszug Darmstadt (Arheilgen), 1. Betreuungszug Darmstadt (Darmstadt-Mitte), 2. Betreuungszug Darmstadt (Eberstadt), 1. Betreuungsstelle Darmstadt (Arheilgen), 2. Betreuungsstelle Darmstadt (Eberstadt) sowie die Personenauskunftsstelle (ein Baustein des DRK-Suchdienstes). Wie vielseitig die Ehrenamtsarbeit im DRK-Katastrophenschutz sein kann, machen die nachfolgenden Statements einzelner Geehrter deutlich:
Dirk Aldenhoff ist seit 40 Jahren im 1. Sanitätszug in Arheilgen aktiv. Er ist aktuell Gruppenführer der Schnelleinsatzgruppe Behandlung, 37. Medical Task Force, und stellvertretender Bereitschaftsleiter der Behandlungsbereitschaft. Er kam bereits als 16-jähriger zum DRK-Katastrophenschutz. Von den vielen Einsätzen, die er in den vergangenen Jahren unterstützte, blieb ihm unter anderem ein Einsatz in Kranichstein eindrucksvoll in Erinnerung: „Bei diesem Einsatz im Winter musste nachts wegen eines Brandes ein ganzes Hochhaus evakuiert werden. Circa 150 Bewohner waren auf der Straße, darunter Familien mit Säuglingen, eine Gruppe geistig und körperlich Beeinträchtigter, Menschen die Medikamente brauchten.“ Dies sei eine starke Herausforderung gewesen, die viel Improvisation und viel Netzwerkarbeit erforderte. Auch nach Jahrzehnten begeistert ihn die Zusammenarbeit mit den Kameradinnen und Kameraden: „Man kann immer noch dazulernen und etwas entwickeln. Bei allen äußeren Vorgaben gibt es Freiräume, die Flexibilität und Kreativität verlangen.“
Matthias Heß engagiert sich ebenfalls seit 40 Jahren im DRK-Katastrophenschutz. Er ist Feldkoch im 2. Betreuungszug in Eberstadt. „Mit 14 Jahren hat sich meine halbe Schulklasse beim DRK in Eberstadt gemeldet. Damals gab es noch kein Jugendrotkreuz in Eberstadt, also sind wir gleich in die Bereitschaft eingetreten.“ Für ihn ist jeder ungeplante Einsatz spannend und fordernd. Er half unter anderem 1989 Flüchtlinge in der Deutschen Botschaft in Prag zu versorgen, ebenso bei der Versorgung der Hilfskräfte während des ersten Hochwassers in Dresden 2002. Zu den jüngsten Einsätzen zählt der Waldbrand bei Münster. „Bei dem haben wir für 24 Stunden die gesamte Verpflegung übernommen. Wenn dann der Feuerwehr- oder THW-Helfer zum Nachschlag holen kommt und das Essen lobt, dann kann man stolz auf die geleistete Arbeit sein.“ Beim DRK gehe es nicht nur um körperlich Verletzte. Der Katastrophenschutz biete sehr vielseitige Bereiche, die auch jede Menge Spaß bereiten.
Melitta Böhm hat 1998 ihre zweite Ausbildung bei der Bereitschaft Darmstadt-Mitte als Schwesternhelferin absolviert. Am letzten Tag ihrer Ausbildung fand eine Blutspende statt, die nicht ganz besetzt war. Die damalige Bereitschaftsleiterin fragte sie, ob sie Lust und Zeit hätte, die Arbeit des DRK zu unterstützen: „Ich sagte ja.“ Das war vor 25 Jahren und ihr Anfang beim DRK. Es folgten die Ausbildung zur Sanitäterin und die Mitarbeit im Katastrophenschutz. „Ich half beim Zeltbau, in der Betreuung, der Küche, alles, was anfiel. Ich mache die Arbeit aus Leidenschaft und voller Überzeugung. Zu sehen, dass man anderen hilft und Teil einer Gemeinschaft zu sein, hat mir immer gefallen.“ Dienste beim Heinerfest und bei diversen Sportveranstaltungen oder dem SV98 waren für sie die aufregendsten Einsätze, weil man nie wusste, was der Dienst mit sich bringt. 2017 wechselte sie zum DRK in Arheilgen in den 1. Sanitätszug. Für sie ist es wichtig, sich zu engagieren, „denn in dem Moment, in dem man selbst auf Ersthilfe angewiesen ist, wünscht man sich auch, dass jemand zur Hilfe kommt.“
Christiane Ute Sajak ist seit 25 Jahren ehrenamtliche Einsatzkraft im 2. Betreuungszug in Eberstadt und außerdem in der Rettungshundestaffel des DRK Odenwaldkreis aktiv. Sie ist über ihren Ehemann, der beim DRK Ersatzdienst geleistet hat, zu ihrem Ehrenamt gekommen: „Auf einem Ball im Eberstädter Schwanensaal wurde ich von der damaligen Bereitschaftsführerin gefragt, ob ich nicht beitreten wolle. Ich hatte zu ihrer Verwunderung spontan zugesagt.“ Ihre Motivation im Katastrophenschutz ist vielseitig: „Ich selbst habe in meinem Leben beruflich viel Verantwortung und Stress, oft ohne merkliche Erfolgserlebnisse. In einem Einsatz kann ich mit meiner Helfertätigkeit viel bewegen, ohne selbst Verantwortung tragen zu müssen. Das ist mitunter körperlich sehr anstrengend, aber eine Möglichkeit, sich mental zu entspannen. Zudem bin ich dankbar für mein komfortables und sicheres Leben. Das ist nicht selbstverständlich. Ich möchte anderen, die in Not sind, etwas zurückgeben. In Einsätzen erlebe ich einen großen Zusammenhalt und Kooperation.“ In prägender Erinnerung ist ihr der Hochwassereinsatz in Havelberg 2013 geblieben. „Wir kamen als Ablöse nach Havelberg. Es war sehr heiß, die Ländereien schon tagelang überflutet. Der Geruch von Verwesung traf mich völlig unvorbereitet. Auf das schwere Schicksal der Menschen, die teilweise das zweite Mal alles verloren hatten, war ich vorbereitet. Es in der Realität zu sehen, war trotzdem etwas anderes. Die Menschen, die wir versorgt haben, waren so dankbar, dass wir uns Mühe gemacht haben, sie gut zu verpflegen. Das hat mich berührt.“ Etwas Gutes zu tun, tut gut, sagt sie. Das DRK biete Raum menschlich zu sein.
Erik O. Martin blickt auf 20 Jahre aktive Ehrenamtsarbeit im DRK-Katastrophenschutz zurück. Er ist Teil des 1. Sanitätszugs in Arheilgen und zurzeit Bereitschaftsleiter der Bereitschaft im Ortsverein Arheilgen-Wixhausen. „Ich habe eine breite Ausbildung. Vom Beruf bin ich eigentlich Pädagoge, jedoch auch Notfallsanitäter. Beim DRK habe ich zudem weitere Weiterbildungen genossen, sodass ich im Einsatzfall an vielen unterschiedlichen Stellen eingesetzt werden kann. Hier fragt man nicht danach, ‚wer bist du‘, sondern danach, ‚wo wirst du gerade benötigt‘.“ Er kam über den Zivildienst zum DRK und wollte danach dem Roten Kreuz verbunden bleiben. „Ich empfinde es als sinnvoll, sich innerhalb der Bevölkerung gewinnbringend einzubringen. Hierbei ist es mir wichtig, den sozialen Gedanken innerhalb meiner Generation und auch in nachfolgende Generationen weiterzutragen. Es spielt hierbei weniger eine Rolle, ob dies in einer Hilfsorganisation ist oder in einem anderen Verein. Vielmehr muss eine ehrenamtliche Tätigkeit auch zu einem passen. Das DRK hat für mich den Vorteil, dass es breit aufgestellt ist und viele unterschiedliche Tätigkeitsfelder hat. Zudem ist es flächendeckende Organisation, in der man auch in anderen Ortsteilen und Städten einen Austausch findet. Die Tätigkeit betrifft zudem nicht nur eine bestimmte Gruppe von Menschen, sondern berührt sämtliche Altersschichten und soziale Herkünfte.“ Der Großeinsatz zur Flüchtlingsbewegung 2015 gehört zu den prägnantesten – auch weil die Flüchtlingshilfe ihn in der nachfolgenden Zeit beruflich immer wieder begleitet hat.
Christoph Ficher ist ebenfalls seit 20 Jahren im DRK-Katastrophenschutz aktiv: in der Vergangenheit als Gruppenführer Technik und Logistik im 1. Betreuungszug im Ortsverein Darmstadt-Mitte und aktuell Führungsassistent im Zugtrupp. 1997 kam er über den Schulsanitätsdienst an der Edith-Stein-Schule zum DRK. Auf die Frage, worin der Reiz liegt, sich im DRK-Katastrophenschutz zu engagieren, antwortet er: „Die Bewältigung von Krisensituationen erfordert schnelle Entscheidungen, Kreativität und Teamarbeit. Ich finde die Herausforderung faszinierend, meine Fähigkeiten und mein Wissen unter extremen Bedingungen einsetzen zu können. Der Katastrophenschutz bietet die Möglichkeit, Teil einer engagierten Gemeinschaft von Helfern zu sein.“ Es begeistert ihn zu sehen, welche Schlagkraft diese Gemeinschaft hat und wie sie innerhalb kürzester Zeit den Betreuungszug oder eine Schnelleinsatzgruppe (SEG) besetzen kann, um regional oder überregional Hilfe zu leisten. „Das Engagement im Katastrophenschutz gibt mir das Gefühl, einen bedeutsamen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Es bietet die Möglichkeit, anderen in Not zu helfen und positive Veränderungen in der Gemeinschaft zu bewirken.“
Über ehrenamtliches Engagement im DRK Darmstadt
Das Rote Kreuz bildet als internationale Gemeinschaft ein breites Netzwerk an Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern und ermöglicht so vielseitige Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Beim DRK in Darmstadt engagieren sich aktuell 550 Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich für ihre Mitmenschen – im Katastrophenschutz, in der Rettung, in der Kinder- und Jugendarbeit sowie in den Bereichen Wohlfahrt und Soziales. Einen Überblick über die vielseitigen Engagement-Profile im DRK-Katastrophenschutz finden Interessierte unter: www.drk-darmstadt.de/mach-den-unterschied.